gazing at the glazing
Die Rauminstallation Gazing at the Glazing setzt sich aus 60 Riot-Schildern zusammen. Kreuzförmige Edelstahlhalterungen, die durch Edelstahlseile miteinander verknüpft sind, verbinden die einzelnen Schilder zu einem monumentalen Fassaden-Fragment, das unter dem eigenen Gewicht zu kollabieren droht. Die Arbeit besteht aus handelsüblichen Riot-Schildern aus Polycarbonat, wie sie weltweit von polizeilichen Behörden zur Kontrolle und Regulierung von Menschenmassen bei Demonstrationen verwendet werden. Wo die Schilder im städtischen Raum auftauchen, setzen sie ein Zeichen unbestreitbarer Gewalt – ob diktatorisch geführt oder demokratisch legitimiert. In der installativen Situation sind die Riot-Schilder transformiert. Befreit von jeglichen Hoheitszeichen und Symbolen, die auf ihre eigentliche Verwendung verweisen und ohne Tragevorrichtung, die die Schilder einsatzfähig macht, zeigen sie sich auf ihre bloße Form und Materialität reduziert. Sie sind durchlässig für Blicke und erschließen zugleich einen Schutzraum. Gazing at the Glazing betont in diesem Zusammenhang die politische Dimension von Glasarchitektur, wie z.B. die Grand Projects von François Mitterrand oder die CDU-Zentrale in Berlin, insbesondere mit Blick auf ihre repräsentative Nutzung. Die Glasfassade täuscht vor, die Dichotomie von Innen und Außen, von Akteur und Zuschauer aufzuheben. Das geschieht aber nur auf einer oberflächlichen, performativen Ebene, während die strukturellen Begrenzungen bestehen bleiben. Demokratische Gesellschaften können ebenso Gefahr laufen, unsichtbare Grenzen für eine Abwesenheit von Grenzen zu halten und sich von einer Ästhetik der Transparenz verführen zu lassen.